„Es ist ein Geschenk und muss es bleiben“
Eichsfeldforum mit Professor Dr. Eberhard Tiefensee zum
Thema „Ist der Glaube vernünftig?“
Heiligenstadt.
Vor einhundert Jahren hätte der
Vortrags- und Gesprächsabend unter dem Titel „Ist der Glaube vernünftig?“ gar
nicht stattgefunden, denn da hätte sich diese Frage nicht gestellt. Jedoch:
„Die Zeit hat sich geändert, die Welt hat sich geändert. In unserer
Gesellschaft sind Glaubensfragen ein Tabu-Thema.“ Für die westeuropäische
Gesellschaft des 21. Jahrhunderts treffe der Satz zu: „Ich habe eine
Überzeugung, aber es gibt noch andere.“
Einführende Worte von Prof. Dr. Eberhard Tiefensee, Professor für Philosophie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt.
Einführende Worte von Prof. Dr. Eberhard Tiefensee, Professor für Philosophie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt.

Als wohlbekannter Gast war er am Donnerstag
von Moderator Dario Pizzano im vollen Saal des Marcel-Callo-Hauses begrüßt
worden und hatte sicher mit seinem Angebot, zu einem weiteren Diskussionsabend
des Eichsfeldforums gern erneut zu kommen, allen Versammelten aus dem Herzen gesprochen.
Religionskritiker sind schnell dabei, die Frage, ob der Glaube vernünftig ist, zu verneinen.Unsere naturwissenschaftlich geprägte Kultur lege fest – so der Referent – was vernünftig und was unvernünftig ist. Im Vordergrund stünden Zahlen und Fakten; wir haben nicht gelernt, von etwas zu reden, was umfassender ist als das, was wir mit unseren fünf Sinnen erfassen können, denn schon von Kindheit an existieren für uns „Dinge zum Anfassen“, „raumzeitliche Dinge“. Und die müssen im Bereich unserer Sinneserfahrung mit wissenschaftlichem Verstand logisch und empirisch überprüfbar sein, ähnlich wie Laborergebnisse oder wie eine Computersteuerung. Doch mit Naturwissenschaft allein lasse sich die Welt nicht begreifen. Sofern nicht nur oberflächlich geglaubt werde, sei Glaube etwas, was die ganze Person ergreife.
Religionskritiker sind schnell dabei, die Frage, ob der Glaube vernünftig ist, zu verneinen.Unsere naturwissenschaftlich geprägte Kultur lege fest – so der Referent – was vernünftig und was unvernünftig ist. Im Vordergrund stünden Zahlen und Fakten; wir haben nicht gelernt, von etwas zu reden, was umfassender ist als das, was wir mit unseren fünf Sinnen erfassen können, denn schon von Kindheit an existieren für uns „Dinge zum Anfassen“, „raumzeitliche Dinge“. Und die müssen im Bereich unserer Sinneserfahrung mit wissenschaftlichem Verstand logisch und empirisch überprüfbar sein, ähnlich wie Laborergebnisse oder wie eine Computersteuerung. Doch mit Naturwissenschaft allein lasse sich die Welt nicht begreifen. Sofern nicht nur oberflächlich geglaubt werde, sei Glaube etwas, was die ganze Person ergreife.
Der Referent fand einen sehr treffenden, einleuchtenden
Vergleich als Antwort auf die Frage, was richtig oder was falsch ist in der Herangehensweise an Glaubensfragen: Ein Mensch könne durch eine Stadt gehen und sie erkunden als Bauingenieur oder als Historiker.
Vergleich als Antwort auf die Frage, was richtig oder was falsch ist in der Herangehensweise an Glaubensfragen: Ein Mensch könne durch eine Stadt gehen und sie erkunden als Bauingenieur oder als Historiker.
Er plädierte für die vernünftige
Glaubensrede, für den
denkenden Christen und griff dabei u.a. zurück auf den Bibeltext des Matthäus-Evangeliums: „Du sollst den Herrn, Deinen Gott lieben mit Deinem ganzen Herzen und mit Deiner ganzen Seele und mit Deinem ganzen Denken. Das ist das große und erste Gebot.“
denkenden Christen und griff dabei u.a. zurück auf den Bibeltext des Matthäus-Evangeliums: „Du sollst den Herrn, Deinen Gott lieben mit Deinem ganzen Herzen und mit Deiner ganzen Seele und mit Deinem ganzen Denken. Das ist das große und erste Gebot.“
Herausragende Bedeutung misst
Professor Tiefensee der Sprache bei und damit verbunden dem ständig notwendigen
geduldigen Dialog, denn oft gäbe es im Alltag „Übersetzungsprobleme“.
Zum
Verständlichmachen gehöre ein permanenter Austausch. Wer von Andersdenkenden
gefragt werde, wieso er an Gott glaube, möge
bereit sein zum Gespräch, nicht einfach gehen und sagen: „Du verstehst
das nicht.“
Zum
Verständlichmachen gehöre ein permanenter Austausch. Wer von Andersdenkenden
gefragt werde, wieso er an Gott glaube, möge
bereit sein zum Gespräch, nicht einfach gehen und sagen: „Du verstehst
das nicht.“
Ebenfalls als ein Übersetzungsproblem nannte er die Reaktion einer
Frau, die auf der Suche nach ihrem Glauben einen Gottesdienst besuchte und am
Ende äußerte, sie habe jedes Wort verstanden, aber nicht einen einzigen Satz.
Zu den zusammenfassenden Thesen Professor Tiefensees gehörte auch diese:
„Glauben ist heute mehr denn je ein freier, durch nichts, auch nicht durch
‚richtige Erziehung’ und auch nicht durch Argumente zu erzwingender ‚Sprung’
und letztlich ein Geschenk.“ Und ein Geschenk müsse es bleiben, sonst sei es
kein Glaube an Gott.
Christine
Bose
