Geigenbaumeister Martin Schleske zu Gast im Eichsfeldforum
Heiligenstadt.
Eine Geige hatte Martin Schleske aus Landsberg am Lech nicht
mitgebracht, ins Marcel-Callo-Haus zum Eichsfeldforum am 24. Februar 2017. Wohl
aber ein „Klangholz“, ein wertvolles Stück Holz, aus dem in seinem
Meisteratelier für
Geigenbau ein Instrument werden soll. „Ich kann vom Holz nicht fordern, dass es sich nach mir richtet“, brachte er den notwendigen Einklang des Menschen mit der Natur zum Ausdruck.
Und er hatte sein erstes Buch
dabei: „Der Klang – Vom unerhörten Sinn des Lebens“; sein zweites Buch,
„Herztöne“, kommt bald auf den Markt. Zum Eichsfeldforum unter dem Titel des
ersten Buches war einer der größten Geigenbauer der Gegenwart eingeladen
worden. Fachleute stellen Martin Schleske (Jahrgang 1965), Dipl. Ingenieur, Physikingenieur und
Geigenbaumeister, mit dem berühmten Italiener Antonio Stradivari (1644-1737)
auf eine Stufe.
In den Konzertsälen der Welt erklingen in den Händen namhafter
Solisten Geigen aus der bayerischen
Werkstatt. Wer mit der Erwartung gekommen war, alles über den technischen
Ablauf beim Werden einer Geige vom Baumstamm bis hin zum fertigen
Streichinstrument zu erfahren, musste alsbald umdenken.
Für Martin Schleske
haben auch der Baum, das Holz für den Geigenbau, eine Seele.
Nahezu atemlos
lauschten die Besucher im voll besetzten Saal den anspruchsvollen und
fesselnden Erzählungen des Gastes, seinen Gedanken und dem, was er im Buch
aufgeschrieben hat. Als zutiefst gläubiger Mensch zog er des Nachdenkens werte
philosophische Parallelen zwischen dem Geigenbau auf der einen Seite und den
Religionen auf der anderen Seite, nannte Bibelstellen, führte Beispiele aus der
jüdischen Religion, aus der russisch-orthodoxen Kirche an und ließ teilhaben an
seinem innigen Gottesbezug. Nie aufdringlich und sensationell aufgemacht,
sondern das Herz berührend.
Er wolle nicht einfach einen Vortrag halten,
sondern wünsche sich eine Begegnung mit den Menschen, die gekommen sind. Seine
Bücher entstehen „an der Werkbank“. Dort nämlich liegt immer ein Notizbuch, in
das der Meister seine Gedanken, Überlegungen, Fakten, Gefühle, Erlebnisse
einträgt.
Martin Schleske brennt für seinen Beruf, der ja eigentlich Berufung
ist. „Ich habe bisher 230 Geigen gebaut und war noch nie zufrieden“, bekannte
der Meister, um erklärend hinzuzufügen, „Zufriedenheit ist ein hochgradig
unkreativer Zustand.“ Die eigene Einschätzung seiner Arbeit: „Ich bin dankbar.“
Den
Vortrag ergänzten Geigenspiel (Gregor Bim) und Klavier (Kantor Siegfried Ihme).
mit freundlicher Genehmigung
Dipl. Journ. Christine
Bose