"Apokalypse nach Richard“
Letztes Eichsfeldforum des Jahres 2014 als Konzert-Lesung
Heiligenstadt. Betroffenheit, Nachdenklichkeit,
wissendes, zustimmendes Lachen gehörten
zum gespannten Zuhören, als Matthias Matussek aus Hamburg aus seinem Buch „Die
Apokalypse nach Richard“ las. Für entspanntes Zuhören zwischen den einzelnen
Kapiteln sorgten die jungen Musiker Sven Tasch und Leonhard Hunold, Mitglieder
der Eichsfelder Formation „Diekenstiek“, mit ihrer wunderbaren Musik.
„Eine
Konzert-Lesung, einen völlig anderen Bildungsabend, der die Besucher des
letzten Eichsfeldforums im Jahr 2014 mit etwas Schönem im Herzen nach Hause
gehen lässt“ nannte Dario Pizzano, Koordinator des Forums, dieses
Donnerstag-Angebot. Allen Freunden des Eichsfeldforums dankte er für ihre
Treue, für ihr Interesse an den Vorträgen und Diskussionsrunden im Laufe des
Jahres.
Diesmal blieb das Rednerpult verwaist; für den Autor stand ein großer
Lesesessel bereit. Matthias Matussek, Jahrgang 1954, hat als Reporter die Welt
bereist, berichtete aus New York, Rio de Janeiro und London.
In Heiligenstadt
wurde das Publikum mitten hinein genommen in die schier unglaublichen
Ereignisse am 23. und 24. Dezember, die sich um den alten Richard, seine Frau
Waldtraud, seine Kinder und Enkelkinder drehen. Und darum, was an Unglaublichem
passiert, nicht zuletzt deshalb, weil jedes Familienmitglied seine
individuellen, christlichen und nichtchristlichen Vorstellungen von Weihnachten
hat. Die unterschiedlichsten Charaktere treffen einmal im Jahr aufeinander am
schönsten Fest des Jahres. Ein nachvollziehbarer Wunsch, dass (fast) alle, egal
wo sie ihr Zuhause haben, zusammen sind. So empfindet es auch Matthias
Matussek.
Eine Besucherin der Lesung zog Parallelen zu einem längst vergangenen
Nikolausabend in ihrer Familie, der allen seiner nicht alltäglichen Ereignisse
wegen im Gedächtnis geblieben ist. Anrührend ist das Verhältnis zwischen dem
alten Richard und seinem vierzehnjährigen Enkelsohn Nick.
Der Beschreibung des
Dezember-Markttreibens der Gegenwart mit seinen üppigen, unüberschaubaren
Warenbergen steht im krassen Gegensatz Richards Erinnerung an ein
Weihnachtsfest der 1930er Jahre gegenüber. Nur wenig Spielzeug gab es und die
Nüsse waren abgezählt. Zum gegenwärtigen Weihnachten ersetzt auf Grund unerhörter
Umstände, die Gans betreffend, Fast Food von Mc Donalds das festliche Mahl. Die
Welt geht unter, just in dem Moment, als Richard beim traditionellen Lesen der
Weihnachtsgeschichte den Engel zitiert: „Fürchtet euch nicht, ich verkündige
euch eine große Freude...“
Der Beschreibung des
Dezember-Markttreibens der Gegenwart mit seinen üppigen, unüberschaubaren
Warenbergen steht im krassen Gegensatz Richards Erinnerung an ein
Weihnachtsfest der 1930er Jahre gegenüber. Nur wenig Spielzeug gab es und die
Nüsse waren abgezählt. Zum gegenwärtigen Weihnachten ersetzt auf Grund unerhörter
Umstände, die Gans betreffend, Fast Food von Mc Donalds das festliche Mahl. Die
Welt geht unter, just in dem Moment, als Richard beim traditionellen Lesen der
Weihnachtsgeschichte den Engel zitiert: „Fürchtet euch nicht, ich verkündige
euch eine große Freude...“
Ein Mensch stirbt und ein Mensch wird geboren und
der Leser ist bereit, fern jeglichen Kitsches, an ein modernes Wunder zu
glauben. Matussek schreibt: „Alle Ähnlichkeiten mit der Wirklichkeit sind
zufällig, aber wahrscheinlich unvermeidbar...“. Im sich anschließenden Gespräch mit den Besuchern erklärte der katholische Journalist zur Gestalt des Titelhelden: In Richard sehe er seinen verstorbenen Vater und habe der Hauptfigur der Erzählung einige seiner Eigenschaften verliehen. Gewiss haben viele Zuhörer empfunden, dass ein solch eindrucksvolles Dankeschön eines Sohnes an seinen Vater nicht nur an Dezemberabenden lesenswert ist.
Dipl.Journalistin Christine
Bose