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Donnerstag, 19. Mai 2011

"Globaler Finanzmarkt-Wege aus der Krise!?" Artikel aus der TLZ


Eichsfeldforum zur Krise und zum globalen Finanzmarkt  

Heiligenstadt. Die Folgen sind da, auch wenn nicht jeder täglich darüber redet; die Kirche muss sich dem Thema stellen, gemäß ihres ethisch-diakonischen Auftrages. Zusammenfassung eines hochinteressanten Diskussionsabends im Eichsfeldforum am Donnerstag, 12. Mai 2011 im Marcel-Callo-Haus. Zum Thema „Verantwortung und moralisches Handeln im globalisierten Finanzmarkt“ sprachen Dipl.-Kaufmann Ralf Schwenken, Filialdirektor der Pax-Bank Erfurt und Geschäftsstelle Eichsfeld sowie  Prof. Dr. Peter Schallenberg, Inhaber des Lehrstuhls für Moraltheologie und Ethik, Theologische Fakultät Paderborn. 

Bereits der Einladungstext ließ auf einen spannenden Abend schließen: „Die Krise an den internationalen Finanzmärkten hat Deutschland mit aller Wucht erfasst. Verunsicherung und Besorgnis verbreiten sich. Wie kann ein moralisch verantwortetes Handeln von Politikern und Banken global aussehen? Welche Werte sind wichtig – und wie werden sie gelebt?“ Wie sie gelebt werden, hat die Pax-Bank eG, mit dem  ergänzenden Namen „seit 1917 die Bank für Kirche und Caritas“, bereits 2005 in ihrem Ethik-Kodex „Pecunia et Pax“ (Name aus dem Lateinischen „Geld und Frieden“) festgeschrieben. Das Dokument enthält die ethischen Verpflichtungen, die das Unternehmen und seine Mitarbeiter freiwillig auf sich nehmen, aus eigener Überzeugung und unabhängig von Rechtspflichten. 

Über den Kodex informierte Ralf Schwenken. Seines Wissens sei die Pax-Bank die erste Bank im Lande, die solche Pflichten schriftlich fixiert habe. Er gab einen historischen Einblick in die Entwicklung der Finanzkrise, die 2007 nach Europa „übergeschwappt“ sei,  ausgehend von den 1970er Jahren in den USA, informierte über unterschiedliche Handlungsweisen amerikanischer im Vergleich zu europäischen Geldinstituten und nannte das ethische Handeln als einen Wirtschaftsfaktor. Verträge könnten allerdings nicht alles regeln. Und er führte die von der Deutschen Bischofskonferenz erarbeiteten 10 Gebote für Unternehmer an. Seine Überzeugung: „Wirtschaft braucht Ethik.“ Geld bringe Frieden und Segen, solange es nicht dem Selbstzweck diene, sondern dem Wohle aller, über das Gewinnstreben des Einzelnen hinaus.



Maßlose Gier und dem gegenüber das christliche Gebot, niemand solle seines Nächsten Hab und Gut begehren – darauf verwies Prof. Schallenberg. Auch er unternahm einen Ausflug in die Historie, nannte Individualethik (ethische Ansprüche an den Einzelnen) und Sozialethik (Gesellschaftsethik). Anschaulich verglich er die Wirtschaft eines Staates mit dem Wirtschaften innerhalb einer Familie, in der festgelegt werden müsse, wie viel des zur Verfügung stehenden Einkommens z. B. für Essen, für den Urlaub, für Rentenversicherung, für Rücklagen gebraucht werde. Bei jeglichen Ansprüchen an politisches und wirtschaftliches Handeln und an dessen Ziele dürfe der Mensch jedoch nie mit einer Maschine verglichen werden. Knallharte Fragen zu stellen hatte  Moderator Dario Pizzano angeregt. Dieser Aufforderung kamen die Besucher nur zu gern nach.

Christine Bose

Bildtexte:

EIC-Forum 015
Gast aus Paderborn: Prof. Dr. Peter Schallenberg.

Fotos: Christine Bose

Montag, 2. Mai 2011

Kreuzwege im Bistum Erfurt- Weltkirche








 

Unsere Erfahrung von Kirche zeigt meistens den Abstieg. Wir stolpern über kleinere Zahlen, weniger Personal, menschliche Schuld, drohende Bedeutungslosigkeit.


Aber katholisch bedeutet allumfassend, über die ganze Erde verbreitet. So ist die katholische Kirche immer auch Weltkirche. Es lohnt sich stets, diese große Vielfalt in den Blick zu nehmen, so unsere Einheit in der Vielfalt zu entdecken.

So unterschiedlich die Ausgestaltung von Kirche auch sein mag, das was uns verbindet, ist immer derselbe: Jesus Christus! Seine befreiende Botschaft gilt allen Menschen und Kulturen, denn das Evangelium ist an keine bestehende Kultur, an keine Struktur oder an ein bestehendes Gesellschaftssystem gebunden. Die Botschaft vom Reich Gottes mit dem Ziel des Lebens in Fülle für alle Menschen stellt für uns Christen angesichts des vielfachen Elends und der wachsenden Kluft zwischen Armen und Reichen in dieser Welt eine große Herausforderung dar. 

Vieles können wir oft nur sprachlos ertragen und im Gebet vor Gott hinhalten. Gleichzeitig ist die Lebensfreude der Glaubensgeschwister in der Weltkirche trotz aller Bedrängnis, ein echtes Zeichen für die Hoffnung unseres eigenen Glaubens und kann so einiges von eigenen Sorgen relativieren. So beinhaltet der weltkirchliche Blick immer die Möglichkeit unseren eigenen Horizont zu erweitern,  voneinander zu lernen, sich zu solidarisieren in Gebet und Tat, den Glauben neu zu entdecken und so im Licht des Evangeliums dem vielen Leid in dieser Welt ohne Resignation zu begegnen.

V: Jeden Tag, Herr, ruf ich zu dir;
A: ich strecke nach dir meine Hände aus.
V: Wirst du an den Toten Wunder tun,
A: werden Schatten aufstehen, um dich zu preisen?
V: Werden deine Wunder in der Finsternis bekannt,
A: deine Gerechtigkeit im Land des Vergessens?

Herr Jesus Christus, siehe auf die Not deiner Kirche an vielen Orten der Erde. Nimm unser Gebet für unsere Brüder und Schwestern an und erbarme dich.

missio Diözesanreferent


" Die erste Heilige Schrift der Christen"

Großes Interesse im Eichsfeldforum für die „Septuaginta“

Heiligenstadt. „Miteinander Gemeinschaft haben und etwas lernen“, umriss Dario Pizzano als Leiter des Eichsfeldforums am Donnerstag im Marcel-Callo-Haus das Anliegen des Vortragsabends und er schloss eine herzliche Einladung an, „mitzudenken und mitzudiskutieren“. Die Zuhörer nutzten dieses Angebot nach dem Vortrag von Felix Albrecht aus Göttingen ausgiebig.


Das Thema „Die erste Heilige Schrift der Christen“ war der Septuaginta gewidmet, der ältesten Übersetzung des Alten Testaments aus dem Hebräischen ins Griechische aus dem 3. Jahrhundert vor Christus. Nach der Legende sollen 70 Gelehrte daran gearbeitet haben; ebenfalls zur Legende gehört, dass sie 72 Tage lang auf einer Insel mit ihrer Übersetzungstätigkeit beschäftigt gewesen sein sollen. In Anlehnung an den lateinischen Namen für die Zahl 70 trägt das Werk den Namen „Septuaginta“. Während in der Alltagssprache von der ersten oder auch der ältesten Bibelübersetzung gesprochen wird, formulierte Felix Albrecht exakt, es handele sich um den ältesten für die Wissenschaftler erreichbaren Text. 

Der Diplom-Theologe ist nicht nur an der Theologischen Fakultät der Universität Göttingen tätig. Er forscht an der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen im Septuaginta-Unternehmen. 1908 wurde diese wissenschaftliche Forschungsstelle gegründet, mit dem Ziel, sich einem der bedeutendsten Werke der Weltliteratur zu widmen, es zu rekonstruieren, zu dokumentieren und eine kritische Edition herauszugeben. 

Weltweit sind Wissenschaftler daran beteiligt, wobei Göttingen als „Knotenpunkt“ gilt. Finanziert wird die Forschungstätigkeit, die frei ist und nicht an eine Konfession gebunden, vom Bund und vom Land Niedersachsen. Gespannt verfolgten die Teilnehmer des Forums Felix Albrechts Ausführungen zur Arbeit des Septuaginta-Unternehmens, hörten, dass er während seines Studiums ein Jahr lang in Rom, in der Vatikanischen Bibliothek, forschen durfte und im vergangenen Jahr zweimal zu Forschungszwecken zu Besuch in der griechischen Mönchsrepublik Athos weilte. 

Heute stünden, so der Gastredner, Wirtschaftlichkeit und Effizienzdenken im Vordergrund, jedoch im Hinblick auf die humanistische Bildung bereichere die wissenschaftliche Arbeit des Septuaginta-Unternehmens die Gesellschaft. Die Besucher nutzten die seltene Gelegenheit, ein weltberühmtes literarisches Werk aus nächster Nähe zu betrachten, das Felix Albrecht aus dem Besitz des Göttinger Instituts mitgebracht hatte: ein Faksimile des Codex Vaticanus aus dem Jahre 1999. In der Bibliothek des Vatikans befindet sich das Original, das Alte und Neue Testament in griechischer Sprache enthaltend. Das ebenfalls einsehbare, zusammen mit dem Faksimile erschienene Begleitbuch mit Erklärungen trägt die Unterschrift von Papst Johannes Paul II vom Dezember 1999. 

Dario Pizzano hatte an Felix Albrecht die Frage und Bitte gerichtet, seine Gedanken zu modernen Bibelbearbeitungen zu äußern. Die diplomatische Antwort, bezogen auf die Leser, die damit angesprochen werden sollen, nicht auf den wissenschaftlichen Anspruch: „Wenn es eine Möglichkeit ist, die Frohe Botschaft zu bringen, dann ist auch das der richtige Weg...“


Dipl. Journ. Christine Bose