Eichsfeldforum zur Krise und zum globalen Finanzmarkt
Heiligenstadt. Die Folgen sind da, auch wenn nicht jeder täglich darüber redet; die Kirche muss sich dem Thema stellen, gemäß ihres ethisch-diakonischen Auftrages. Zusammenfassung eines hochinteressanten Diskussionsabends im Eichsfeldforum am Donnerstag, 12. Mai 2011 im Marcel-Callo-Haus. Zum Thema „Verantwortung und moralisches Handeln im globalisierten Finanzmarkt“ sprachen Dipl.-Kaufmann Ralf Schwenken, Filialdirektor der Pax-Bank Erfurt und Geschäftsstelle Eichsfeld sowie Prof. Dr. Peter Schallenberg, Inhaber des Lehrstuhls für Moraltheologie und Ethik, Theologische Fakultät Paderborn.
Bereits der Einladungstext ließ auf einen spannenden Abend schließen: „Die Krise an den internationalen Finanzmärkten hat Deutschland mit aller Wucht erfasst. Verunsicherung und Besorgnis verbreiten sich. Wie kann ein moralisch verantwortetes Handeln von Politikern und Banken global aussehen? Welche Werte sind wichtig – und wie werden sie gelebt?“ Wie sie gelebt werden, hat die Pax-Bank eG, mit dem ergänzenden Namen „seit 1917 die Bank für Kirche und Caritas“, bereits 2005 in ihrem Ethik-Kodex „Pecunia et Pax“ (Name aus dem Lateinischen „Geld und Frieden“) festgeschrieben. Das Dokument enthält die ethischen Verpflichtungen, die das Unternehmen und seine Mitarbeiter freiwillig auf sich nehmen, aus eigener Überzeugung und unabhängig von Rechtspflichten.
Über den Kodex informierte Ralf Schwenken. Seines Wissens sei die Pax-Bank die erste Bank im Lande, die solche Pflichten schriftlich fixiert habe. Er gab einen historischen Einblick in die Entwicklung der Finanzkrise, die 2007 nach Europa „übergeschwappt“ sei, ausgehend von den 1970er Jahren in den USA, informierte über unterschiedliche Handlungsweisen amerikanischer im Vergleich zu europäischen Geldinstituten und nannte das ethische Handeln als einen Wirtschaftsfaktor. Verträge könnten allerdings nicht alles regeln. Und er führte die von der Deutschen Bischofskonferenz erarbeiteten 10 Gebote für Unternehmer an. Seine Überzeugung: „Wirtschaft braucht Ethik.“ Geld bringe Frieden und Segen, solange es nicht dem Selbstzweck diene, sondern dem Wohle aller, über das Gewinnstreben des Einzelnen hinaus.
Maßlose Gier und dem gegenüber das christliche Gebot, niemand solle seines Nächsten Hab und Gut begehren – darauf verwies Prof. Schallenberg. Auch er unternahm einen Ausflug in die Historie, nannte Individualethik (ethische Ansprüche an den Einzelnen) und Sozialethik (Gesellschaftsethik). Anschaulich verglich er die Wirtschaft eines Staates mit dem Wirtschaften innerhalb einer Familie, in der festgelegt werden müsse, wie viel des zur Verfügung stehenden Einkommens z. B. für Essen, für den Urlaub, für Rentenversicherung, für Rücklagen gebraucht werde. Bei jeglichen Ansprüchen an politisches und wirtschaftliches Handeln und an dessen Ziele dürfe der Mensch jedoch nie mit einer Maschine verglichen werden. Knallharte Fragen zu stellen hatte Moderator Dario Pizzano angeregt. Dieser Aufforderung kamen die Besucher nur zu gern nach.
Christine Bose
Bildtexte:
EIC-Forum 015
Gast aus Paderborn: Prof. Dr. Peter Schallenberg.
Fotos: Christine Bose




