Im
Fokus der diesjährigen missio-Aktion im Monat der Weltmission (WMS)
steht der interreligiöse Dialog zwischen Christen und Muslimen im
westlichsten Land Afrikas: Im Senegal bekennen sich rund 95 Prozent der
Einwohner zum Islam, die friedlich mit der christlichen Bevölkerung
zusammen leben.
Der WMS wird offiziell
am Sonntag, 2. Oktober 2011 in Hamburg eröffnet. Auf Einladung von
missio erzählen Geistliche und Ordensschwestern aus dem Senegal in
bundesweit rund 300 Veranstaltungen von der Not in ihrer Heimat und
berichten über Erfolge ihrer Arbeit.
Zu Gast im Bistum Erfurt ist vom
16.10.2011-23.10.2011 im Dekanat Heiligenstadt Frau Agnes Yoba*. Sie
wird in dieser Woche in vielen Gemeinden und Institutionen im Eichsfeld
von Ihren Erfahrungen berichten.
„Mit
knapp 650.000 Gläubigen stellen die Katholiken nur knapp fünf Prozent
der senegalesischen Bevölkerung. Trotz ihrer Minderheitensituation übt
die katholische Kirche insbesondere über das Schul- und Bildungssystem
und ihre Gesundheitseinrichtungen einen großen gesellschaftlichen
Einfluss aus" erklärt Dario Pizzano, missio-Diözesanreferent im Bistum
Erfurt zur Eröffnung der Aktion im Monat der Weltmission 2011.
Der
WMS wird jedes Jahr im Oktober gefeiert und ist die größte
Solidaritätsaktion der katholischen Kirche. Mit den Einnahmen der
international durchgeführten Kollekte am Sonntag der Weltmission werden
die ärmsten Diözesen der Welt unterstützt.
WMS
Gast Agnès Yoba
Geboren am 19.01. 1974 in Bobo
Dioulasso.
Am 04. Oktober 1999 ist sie dem
Foyer Clair Logis beigetreten.Sie hat 6 Jahre in der Mission
in Burkina Faso gearbeitet und ist seit 2005 wieder im Senegal.
Fragebogen:
1. Beschreiben Sie bitte Ihre
aktuelle Arbeit
Gegenwärtig bin ich eine
„geweihte Lain“, die zur Familie der Claire Amitié gehört. Ich kümmere mich um
Mädchen und junge Frauen, die benachteiligt sind auf verschiedenen Ebenen,
finanziell, intellektuell, moralisch und spirituell. Sie sind zwischen 14 und
25 Jahre alt, in der Regel nicht in der Schule gewesen oder von der Schule
geflogen. Sie erhalten hier im Diözesanzentrum von Kolda eine integrale
Ausbildung, die ihnen die Möglichkeit gibt, ihren Platz in der Familie und in der
Gesellschaft zu finden. Diese Ausbildung konzentriert sich auf folgende Punkte:
- Die menschliche und intellektuelle Ausbildung:
Alphabetisierungskurse, Informatik, Buchhaltung, Haushaltswirtschaft.
- Die praktische Ausbildung: Friseurhandwerk,
Schneiderei, Kunsthandwerk, Stickerei. Diese Ausbildungen ermöglichen
ihnen später sich evtl. selbstständig zu machen, um ein eigenes Einkommen
zu erwerben.
- Die spirituelle Ausbildung: Katechese und
Wertevermittlung. Es geht darum, dass sie in guter Beziehung zu Gott und
zum Nächsten leben.
- Kulturelle Ausbildung: Ausbildung in
traditionellen Tänzen, in Theater. Es geht darum, sich selbst auszudrücken
zu lernen und das Selbstbewusstsein der Frauen zu stärken.
Ich gehöre zur nationalen
Vereinigung zur Förderung der Frauen und diese Organisation hat sich zum Ziel
gesetzt das Selbstwertgefühl der Frauen zu stärken.
2. Was ist nach Ihrer Erfahrung
die wichtigste der Kirche im Senegal?
Nach meiner Erfahrung ist die
wichtigste Aufgabe der Kirche im Senegal die Ausbildung. Und zwar sowohl das
(praktische) Wissen, als auch die Vermittlung von christlichen Werten. Viele
Führungskräfte in unserem Land haben eine Ausbildung in einer katholischen
Schule erhalten. Wenn man sie fragt sind alle dankbar, dass sie so eine gute Ausbildung
erhalten haben. Auch deshalb sind die katholischen Schulen so geschätzt.
Insofern spielt die Kirche in der senegalesischen Gesellschaft trotz ihrer
zahlenmäßige Minderheit eine wichtige Rolle. Kirche im Senegal ist wie ein
„Sauerteig“. Ich glaube das ist das beste Mittel der Evangelisierung.
3. Ein typisches senegalesisches
Sprichwort
Ich möchte keine Sprichwort
nennen, aber ein Wort, das in unserer Kultur eine hohe Bedeutung hat. Es ist „La Téranga“. Dieses Wort bedeutet Gastfreundschaft. Offenheit
des Herzens und des Hauses für jede Person, die man trifft. Das ist wahr, wenn
du in den Senegal kommst, bist du nicht ausserhalb. Selbst wenn du keinen
kennst. Du wirst Familien finden, die dich empfangen, beherbergen und etwas zu
essen geben. Die Gastfreundschaft „Téranga“
ist ein fundamentaler Wert, der für jeden Senegalesen gleich welcher Herkunft
und Religion gilt. Durch die Globalisierung laufen wir gegenwärtig Gefahr,
diesen unseren Wert zu verlieren.
4. Welches Leitwort aus der
Bibel begleitet Sie durch Ihr Leben?
„Alles, was ihr dem Geringsten
meiner Brüder getan habt, habt ihr mir getan.“In unserer Gesellschaft heute
ist es so, dass wenn du kein Geld hast und kein Diplom bist du nicht angesehen
bei den Menschen. Nicht mal in der eigenen Familie zählt dann dein Wort. Für
mich ist die Arbeit mit den jungen Frauen, die kein Diplom haben, die keinen
finanziellen Erwerb haben ganz wichtig. Diesen Frauen ein Selbstwertgefühl zu
geben, ihnen zu zeigen, dass sie wie andere Frauen ihres Alters auch eine Möglichkeit
haben zur Schule zu gehen und eine Ausbildung zu erhalten und später einen
Beruf erwerben können. Das ist eine Aufgabe, die mich erfüllt.
Ich glaube, dass Gott sich in
mir dadurch zeigt durch die Menschen, die mir anvertraut sind. Ich spüre eine
tiefe innere Freude, die Gegenwart Gottes in mir, wenn eine junge Frau, die ich
begleitet habe, einen neue Perspektive erhält und glücklich ist.
5. Was bedeutet „Mission im
senegalesischen Kontext?
Für mich bedeutet Mission im
senegalesischen Kontext mit Gott jeden Tag zu leben. Die Talente, die man von
ihm erhalten hat, einzusetzen, um den Nächsten mit Liebe zu dienen.