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Dienstag, 6. Dezember 2011

Ausstellung "Mutter Teresa - Spiritualität in Bild und Text"

"Mutter Teresa - Spiritualität in Bild und Text" im Marcel Callo Haus in Heilbad Heiligenstadt

Internationale Hilfswerk missio & das Marcel Callo Haus präsentieren Ausstellung von Karl-Heinz Melters


Sie galt als Engel der Armen. Am 26. August 2010 hätte Mutter Teresa ihren 100. Geburtstag gefeiert. Auch über zehn Jahre nach ihrem Tod ist Mutter Teresa in den Köpfen der Menschen präsent und wird für ihren unermüdlichen Einsatz für andere bewundert. Fragt man nach Vorbildern, nennt jeder Zweite Mutter Teresa. Unvergleichbar praktizierte sie die Nächstenliebe. Dabei gab ihr der tiefe Glaube an Gott die Kraft, auch in schwierigen Situationen weiter zu machen.

Im Jahr 1979 erhielt sie für ihr Wirken den Friedensnobelpreis. Bis zu ihrem Tod am 5. September 1997 in Kalkutta gab sie sich ganz den Armen hin. Fünf Jahre nach ihrem Tod sprach Papst Johannes Paul II. sie selig.


„Am meisten beeindruckt hat mich ihr unerschütterlicher Glaube“, berichtet der ehemalige missio-Fotograf Karl-Heinz Melters. Auf seinen Reisen traf er Mutter Teresa mehrere Male und erlebte die Ordensschwester hautnah. Ein Privileg, das nicht vielen zuteil wurde, denn die bescheidene Frau ließ sich nicht gerne fotografieren. 

In einer Ausstellung vom 07.-18.12.2011 präsentiert missio ausgewählte Bilder des Fotografen mit Gebetstexten von Mutter Teresa im Heiligenstädter Marcel Callo Haus.

Alle Interessierten sind herzlich dazu eingeladen.

Montag, 5. Dezember 2011

Eichsfeldforum mit Vortrag von Michael Ragg zur katholischen Kirche in der asiatischen Volksrepublik



Christentum bringt die Entwicklung Chinas voran                               



Heiligenstadt. Es gehört dazu, dass sich auch nach der Diskussion und dem offiziellen Ende einer Veranstaltung des Eichsfeldforums im Marcel-Callo-Haus, dem katholischen Jugend- und Erwachsenenbildungshaus, Interessenten an die Referenten wenden. Der Wunsch, ein kurzes Einzelgespräch zu führen und auf noch mehr Fragen eine profunde Antwort zu erhalten, war nach Michael Raggs Vortrag im November besonders groß. Reisen führen den Journalisten aus München nach China und Taiwan. Michael Ragg ist Radio- und Fernsehmoderator, Chefredakteur des katholischen Fernsehsenders K-TV, Organisator von Informationsveranstaltungen und Kongressen, Leiter der Agentur „Ragg’s Domspatz“, mit der „Domspatz-Soirée – Der christliche Salon in München“ als ständigem Treffpunkt zur Kulturförderung.  

In Heiligenstadt sprach er zum Thema „Kirche global – Katholische Kirche in der Volksrepublik China“, wobei sein mit Fotos illustrierter Vortrag auch Informationen zur in diesem asiatischen Land ebenfalls präsenten evangelischen Kirche enthielt. Die beiden christlichen Kirchen machen die gegenwärtig am schnellsten wachsenden Religionsgemeinschaften des Landes aus, dessen Menschen immer noch traumatisiert sind von den unvorstellbaren Schandtaten des kommunistischen Diktators Mao-Tse-tung (1893-1976), auf dessen Konto der Tod von 70 Millionen Menschen geht. Während seiner Herrschaft von 1949 bis 1976 hatte er sich die erzwungenen Kirchenaustritte, die Verfolgung religiöser Menschen und Intellektueller auf seine Fahnen geschrieben, bis hin zur physischen Vernichtung. Stichwort: Die Große Proletarische Kulturrevolution. Unter dem Gesichtspunkt, dass das Christentum als der Motor der Wissenschaft, Kultur und Bildung gilt, ist namentlich an den Universitäten eine wachsende Zuwendung zur katholischen, aber auch evangelischen Religion zu verzeichnen.

Andererseits wird als ein Massenphänomen verzeichnet, dass viele wenig begüterte Menschen, die sich Arztbesuche und Medizin nicht leisten können, Heilung im Christentum, im Gebet suchen. Äußerlich künden Kirchenneubauten von den Veränderungen. Gegenwärtig gebe es  – so Michael Ragg – landesweit eine große Wertediskussion, die sich besonders mit der dringenden Forderung nach mehr Nächstenliebe befasst. Denn während der Gedanke der Nächstenliebe in den chinesischen Familien präsent und selbstverständlich ist, mangelt es daran in der Gesellschaft. Hier seien, so der Gast aus München, die sozialen Verwerfungen riesig. „Unsere Gesellschaft ist so kalt geworden“, zitierte er die Meinung einer Chinesin.

Als ein Fazit unterstrich Michael Ragg, das Christentum bringe die Entwicklung in China voran, die Christen seien gewaltig auf dem Vormarsch. Im Vatikan ist eine China-Kommission tätig. Besonderes seit Papst Benedikt XVI. im Jahr 2007 den 24. Mai als Weltgebetstag für die Kirche in China nannte, der erstmals 2008 stattfand, fühlen sich dort die asiatischen Katholiken bestärkt. In Stadt und Land, sonntags und an Wochentagen, so erzählte der Journalist, habe er stets „volle Kirchen“ gesehen. Einen kleinen Unterschied zur katholischen und evangelischen Kirche in Deutschland konnten die Besucher im Marcel-Callo-Haus anhand eines Fotos registrieren: In China halten sich die Christen beim Beten des Vaterunser an den Händen.

Dipl. Journ. Christine Bose

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Senegal-Das Engagement der Kirche in einem muslimischen Land




Im Fokus der diesjährigen missio-Aktion im Monat der Weltmission (WMS) steht der interreligiöse Dialog zwischen Christen und Muslimen im westlichsten Land Afrikas: Im Senegal bekennen sich rund 95 Prozent der Einwohner zum Islam, die friedlich mit der christlichen Bevölkerung zusammen leben.


Der WMS wird offiziell am Sonntag, 2. Oktober 2011 in Hamburg eröffnet. Auf Einladung von missio erzählen Geistliche und Ordensschwestern aus dem Senegal in bundesweit rund 300 Veranstaltungen von der Not in ihrer Heimat und berichten über Erfolge ihrer Arbeit.  


Zu Gast im Bistum Erfurt ist vom 16.10.2011-23.10.2011 im Dekanat Heiligenstadt Frau Agnes Yoba*. Sie wird in dieser Woche in vielen Gemeinden und Institutionen im Eichsfeld von Ihren Erfahrungen berichten.

„Mit knapp 650.000 Gläubigen stellen die Katholiken nur knapp fünf Prozent der senegalesischen Bevölkerung. Trotz ihrer Minderheitensituation übt die katholische Kirche insbesondere über das Schul- und Bildungssystem und ihre Gesundheitseinrichtungen einen großen gesellschaftlichen Einfluss aus" erklärt Dario Pizzano, missio-Diözesanreferent im Bistum Erfurt zur Eröffnung der Aktion im Monat der Weltmission 2011.
  

Der WMS wird jedes Jahr im Oktober gefeiert und ist die größte Solidaritätsaktion der katholischen Kirche. Mit den Einnahmen der international durchgeführten Kollekte am Sonntag der Weltmission werden die ärmsten Diözesen der Welt unterstützt.



WMS Gast Agnès Yoba  

Geboren am 19.01. 1974 in Bobo Dioulasso.

Am 04. Oktober 1999 ist sie dem Foyer Clair Logis beigetreten.Sie hat 6 Jahre in der Mission in Burkina Faso gearbeitet und ist seit 2005 wieder im Senegal.

Fragebogen:



1. Beschreiben Sie bitte Ihre aktuelle Arbeit
Gegenwärtig bin ich eine „geweihte Lain“, die zur Familie der Claire Amitié gehört. Ich kümmere mich um Mädchen und junge Frauen, die benachteiligt sind auf verschiedenen Ebenen, finanziell, intellektuell, moralisch und spirituell. Sie sind zwischen 14 und 25 Jahre alt, in der Regel nicht in der Schule gewesen oder von der Schule geflogen. Sie erhalten hier im Diözesanzentrum von Kolda eine integrale Ausbildung, die ihnen die Möglichkeit gibt, ihren Platz in der Familie und in der Gesellschaft zu finden. Diese Ausbildung konzentriert sich auf folgende Punkte:

  • Die menschliche und intellektuelle Ausbildung: Alphabetisierungskurse, Informatik, Buchhaltung, Haushaltswirtschaft.
  • Die praktische Ausbildung: Friseurhandwerk, Schneiderei, Kunsthandwerk, Stickerei. Diese Ausbildungen ermöglichen ihnen später sich evtl. selbstständig zu machen, um ein eigenes Einkommen zu erwerben.

  • Die spirituelle Ausbildung: Katechese und Wertevermittlung. Es geht darum, dass sie in guter Beziehung zu Gott und zum Nächsten leben.

  • Kulturelle Ausbildung: Ausbildung in traditionellen Tänzen, in Theater. Es geht darum, sich selbst auszudrücken zu lernen und das Selbstbewusstsein der Frauen zu stärken.

Ich gehöre zur nationalen Vereinigung zur Förderung der Frauen und diese Organisation hat sich zum Ziel gesetzt das Selbstwertgefühl der Frauen zu stärken.

2. Was ist nach Ihrer Erfahrung die wichtigste der Kirche im Senegal?
Nach meiner Erfahrung ist die wichtigste Aufgabe der Kirche im Senegal die Ausbildung. Und zwar sowohl das (praktische) Wissen, als auch die Vermittlung von christlichen Werten. Viele Führungskräfte in unserem Land haben eine Ausbildung in einer katholischen Schule erhalten. Wenn man sie fragt sind alle dankbar, dass sie so eine gute Ausbildung erhalten haben. Auch deshalb sind die katholischen Schulen so geschätzt. Insofern spielt die Kirche in der senegalesischen Gesellschaft trotz ihrer zahlenmäßige Minderheit eine wichtige Rolle. Kirche im Senegal ist wie ein „Sauerteig“. Ich glaube das ist das beste Mittel der Evangelisierung.

3. Ein typisches senegalesisches Sprichwort
Ich möchte keine Sprichwort nennen, aber ein Wort, das in unserer Kultur eine hohe Bedeutung hat. Es ist „La Téranga“. Dieses Wort bedeutet Gastfreundschaft. Offenheit des Herzens und des Hauses für jede Person, die man trifft. Das ist wahr, wenn du in den Senegal kommst, bist du nicht ausserhalb. Selbst wenn du keinen kennst. Du wirst Familien finden, die dich empfangen, beherbergen und etwas zu essen geben. Die Gastfreundschaft „Téranga“ ist ein fundamentaler Wert, der für jeden Senegalesen gleich welcher Herkunft und Religion gilt. Durch die Globalisierung laufen wir gegenwärtig Gefahr, diesen unseren Wert zu verlieren.

4. Welches Leitwort aus der Bibel begleitet Sie durch Ihr Leben?
„Alles, was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, habt ihr mir getan.“In unserer Gesellschaft heute ist es so, dass wenn du kein Geld hast und kein Diplom bist du nicht angesehen bei den Menschen. Nicht mal in der eigenen Familie zählt dann dein Wort. Für mich ist die Arbeit mit den jungen Frauen, die kein Diplom haben, die keinen finanziellen Erwerb haben ganz wichtig. Diesen Frauen ein Selbstwertgefühl zu geben, ihnen zu zeigen, dass sie wie andere Frauen ihres Alters auch eine Möglichkeit haben zur Schule zu gehen und eine Ausbildung zu erhalten und später einen Beruf erwerben können. Das ist eine Aufgabe, die mich erfüllt.

Ich glaube, dass Gott sich in mir dadurch zeigt durch die Menschen, die mir anvertraut sind. Ich spüre eine tiefe innere Freude, die Gegenwart Gottes in mir, wenn eine junge Frau, die ich begleitet habe, einen neue Perspektive erhält und glücklich ist.

5. Was bedeutet „Mission im senegalesischen Kontext?
Für mich bedeutet Mission im senegalesischen Kontext mit Gott jeden Tag zu leben. Die Talente, die man von ihm erhalten hat, einzusetzen, um den Nächsten mit Liebe zu dienen.




                                                                                                              

Freitag, 16. September 2011

„ Die Freude am Glauben wieder entdecken“

Weltkirche im Eichsfeld-
Eichsfeldorum startet wieder                                                

„ Die Freude am Glauben wieder entdecken“

Heiligenstadt.

„Ich hoffe, das ich Ihnen am Ende der Veranstaltung alle Ihre Fragen beantworten kann und wir vielleicht sogar gemeinsam etwas von der Kirche im Senegal lernen können.“ Das Wintersemester des Eichsfeldforum startete am gestrigen Abend mit einem Gastreferenten aus Aachen. Herr Werner Meyer zum Farwig ist Gästekoordinator und stellvertretender Abteilungsleiter des Internationalen päpstlichen Hilfswerk missio in Aachen und berichtete den Eichsfelder Zuhörern vom Leben und Glauben der Kirche im Senegal, dem diesjährigen Partnerland des Weltmissionsonntag. Der Weltmissionsonntag ist die größte Solidaraktion der Katholiken weltweit und unterstützt die 1000 ärmsten Diözesen der Welt.

„Der Senegal ist ein Land voller Gegensätze aber auch der friedlichen Koexistenz der Religionen. Die Christen dort leben in einer Minderheit von 5 %, dem stehen 94 % Muslime gegenüber.Der Dialog des Lebens, das Miteinander der Glaubensgemeinschaften funktioniert dort in vorbildlicher Weise“ so zum Farwig. Was sehr nachdenklich stimme, seien die Zahlen, die zum Farwig den Zuhörern präsentierte, bei der eine sofort ins Auge stach: das Durchschnittsalter im Senegal ist mit 15 Jahren gegenüber den deutschen Zahlen( 43 Jahre) erheblich anders. Mangel an nachfolgenden Generationen seien also nicht das Problem. Vielmehr stehe das Land vor drei großen Herausforderungen: der Migration, der Tradition der Genitalverstümmelung und dem Beibehalten des positiven interreligiösen Dialog. Obwohl der Senegal ein relativ stabiles Land sei, versuchen immer mehr junge Menschen nach Europa zu fliehen, da sie in ihrem Land keine Perspektiven sehen, ihr Selbstwertgefühl stark leide, da sie keinen Unterhalt zur Familie beitragen können. Europa werde als Paradies idealisiert und so gehen die jungen Menschen immer häufiger ein hohes Risiko ein, von denen viele die gefährlichen Überfahrten auf dem Meer nicht überleben.

Auch die blutige und lebensgefährliche Tradition der weiblichen Genitalverstümmelung sei ein großes Problem, welche sich jedoch nicht in oberlehrerhafter Weise von Europa aus verändern lasse, dafür braucht es ein Vertrauensverhältnis zu den Menschen vor Ort und eine langsam wachsende Bewusstseinsänderung. Genau da setze die katholische Kirche und das Hilfswerk missio an. „Die Spendengelder fließen stets in konkrete Projekte, für die Verbesserung der Lebensverhältnisse, vor allem werde in die Ausbildung von kirchlichen Mitarbeitern vor Ort investiert. Diese sollen befähigt werden, dort inkulturiert zu wirken," so zum Farwig.

Die anschließende, lebendige Diskussion führte am Ende zu einer letzten Frage eines Besuchers an Werner Meyer zum Farwig: Was könne man denn nun hier für uns in Europa von dieser Kirche besonders lernen? „Ich glaube, was wir wirklich von Ihnen ganz neu lernen und wiederentdecken können, ist diese Freude am Glauben. Es geht der Kirche materiell in vielerlei Hinsicht schlechter als uns, die Minderheitensituation ist sicher auch eine ganz spezielle-und doch, diese unbändige Freude der Menschen am Glauben, die hat mich dort sehr beeindruckt.“                     pd
                                                                                                                                           

Dienstag, 28. Juni 2011

Eichsfeldforum "Wie tickt der Vatikan" Artikel aus dem "Tag des Herrn"


Bericht aus dem Vatikan -  Pater Eberhard von Gemmingen sprach in Heiligenstadt über seine Arbeit in Rom 

 

Heiligenstadt. Das Sommersemester des Eichsfeldforums sollte bereits abgeschlossen sein, da ließ ein zusätzlicher Vortrag an einem ungewöhnlichen Termin, einem Sonntagabend im Juni, die Besucher ins Marcel-Callo-Haus, das Jugend- und Erwachsenenbildungshaus, strömen. Informationen aus erster Hand versprach der Vortrag „Wie tickt der Vatikan?“ 

Dario Pizzano, Regionalbeauftragter des Katholischen Bildungswerkes im Bistum Erfurt, hatte jenen Angehörigen des Jesuitenordens eingeladen, der, so Pizzano, „schon mal bei uns jedem von zu Gast gewesen ist, in unseren Wohnzimmern.“ Pater Eberhard von Gemmingen war aus München angereist; 27 Jahre lang, bis vor eineinhalb Jahren,  war sein Zuhause in Rom. Tätig war er seit 1982 als Leiter der deutschsprachigen Abteilung von Radio Vatikan – der vor 80 Jahren gegründete Sender strahlt seine Beiträge in 40 Sprachen aus. Einen Namen machte er sich bereits seit 1980, als Co-Moderator, d.h. kirchlicher Beauftragter des ZDF, war auch für die ARD tätig, galt als sachkundiger Berater für die Berichterstattung über vatikanische Ereignisse, wie z. B. Gottesdienste und päpstliche Audienzen auf dem Petersplatz. Nach der Wahl Kardinal Joseph Ratzingers zum Papst führte Pater von Gemmingen das erste offizielle Interview mit ihm, den er bereits aus seiner Studienzeit kannte. Als Eberhard von Gemmingen in Tübingen studierte, gehörte Joseph Ratzinger zu seinen Professoren. In Rom habe er „gut und vernünftig arbeiten können“, unterstrich der Referent. Er verwies auf die unterschiedliche Radio-Programmgestaltung für die verschiedenen Länder und auch darauf, dass der Sender für viele Menschen in der DDR wichtig war.

„Der Papst läuft einem nicht über den Weg; ihm begegnet man nicht so nebenbei“, erzählte er aus seinem Alltag. Entscheidungen aus dem Vatikan, wusste er zu berichten, würden trotz des gleichen Glaubensbekenntnisses aller Katholiken rund um den Globus anders aufgenommen. Themen, über die deutsche katholische Christen heftig und kritisch diskutieren, würden z. B. in Italien mit Gelassenheit hingenommen bzw. spielten in Afrika oder Asien überhaupt keine Rolle. Pater von Gemmingen begründete diese Tatsache mit den Mentalitiätsunterschieden innerhalb der Weltkirche. Am besten nachvollziehbar sei das im Vergleich der unterschiedlichen Temperamente innerhalb Deutschlands, beispielsweise zwischen Bayern und Küstenbewohnern. Er erinnerte daran, bis zur Französischen Revolution sei das Papstwort sakrosankt, also unantastbar gewesen: „Der Papst sagt es und es ist so.“

Offene Diskussionen habe es bis dahin nicht gegeben. Präzise ging er auf die unterschiedliche Wahrnehmung von Benedikt XVI und seinem Vorgänger Johannes Paul II in der Öffentlichkeit ein. Im Vergleich beider Päpste habe der polnische Papst in den Medien das Image erhalten, modern, offen, großartig und außerordentlich charismatisch zu sein, sein Nachfolger werde hingegen als konservativ dargestellt. Papst Johannes Paul II sei ein Paulus gewesen, der der Welt zeigen wollte, wie er als Mensch und als Christ lebte, der seinen Glauben gleichsam auf ein Tablett gelegt habe. Ein Mann des Sehens sei er gewesen, wohingegen Benedikt XVI sich als ein Mann zum Hören zurückhaltend gebe. Das gute Hinhören, ja Hineinhören in das, was er zu sagen habe, sei schwieriger. Deshalb entstünde manchmal der Eindruck, Johannes Pauls Nachfolger rudere zurück. 

Zu den wichtigen, für die Zukunft anstehenden Themen im Vatikan gehörten – so Pater von Gemmingen – die schwieriger gewordene Vermittlung des Glaubens an die Jugend und die Rolle der Frau in der katholischen Kirche.

Dipl. Journ.Christine Bose

Donnerstag, 19. Mai 2011

"Globaler Finanzmarkt-Wege aus der Krise!?" Artikel aus der TLZ


Eichsfeldforum zur Krise und zum globalen Finanzmarkt  

Heiligenstadt. Die Folgen sind da, auch wenn nicht jeder täglich darüber redet; die Kirche muss sich dem Thema stellen, gemäß ihres ethisch-diakonischen Auftrages. Zusammenfassung eines hochinteressanten Diskussionsabends im Eichsfeldforum am Donnerstag, 12. Mai 2011 im Marcel-Callo-Haus. Zum Thema „Verantwortung und moralisches Handeln im globalisierten Finanzmarkt“ sprachen Dipl.-Kaufmann Ralf Schwenken, Filialdirektor der Pax-Bank Erfurt und Geschäftsstelle Eichsfeld sowie  Prof. Dr. Peter Schallenberg, Inhaber des Lehrstuhls für Moraltheologie und Ethik, Theologische Fakultät Paderborn. 

Bereits der Einladungstext ließ auf einen spannenden Abend schließen: „Die Krise an den internationalen Finanzmärkten hat Deutschland mit aller Wucht erfasst. Verunsicherung und Besorgnis verbreiten sich. Wie kann ein moralisch verantwortetes Handeln von Politikern und Banken global aussehen? Welche Werte sind wichtig – und wie werden sie gelebt?“ Wie sie gelebt werden, hat die Pax-Bank eG, mit dem  ergänzenden Namen „seit 1917 die Bank für Kirche und Caritas“, bereits 2005 in ihrem Ethik-Kodex „Pecunia et Pax“ (Name aus dem Lateinischen „Geld und Frieden“) festgeschrieben. Das Dokument enthält die ethischen Verpflichtungen, die das Unternehmen und seine Mitarbeiter freiwillig auf sich nehmen, aus eigener Überzeugung und unabhängig von Rechtspflichten. 

Über den Kodex informierte Ralf Schwenken. Seines Wissens sei die Pax-Bank die erste Bank im Lande, die solche Pflichten schriftlich fixiert habe. Er gab einen historischen Einblick in die Entwicklung der Finanzkrise, die 2007 nach Europa „übergeschwappt“ sei,  ausgehend von den 1970er Jahren in den USA, informierte über unterschiedliche Handlungsweisen amerikanischer im Vergleich zu europäischen Geldinstituten und nannte das ethische Handeln als einen Wirtschaftsfaktor. Verträge könnten allerdings nicht alles regeln. Und er führte die von der Deutschen Bischofskonferenz erarbeiteten 10 Gebote für Unternehmer an. Seine Überzeugung: „Wirtschaft braucht Ethik.“ Geld bringe Frieden und Segen, solange es nicht dem Selbstzweck diene, sondern dem Wohle aller, über das Gewinnstreben des Einzelnen hinaus.



Maßlose Gier und dem gegenüber das christliche Gebot, niemand solle seines Nächsten Hab und Gut begehren – darauf verwies Prof. Schallenberg. Auch er unternahm einen Ausflug in die Historie, nannte Individualethik (ethische Ansprüche an den Einzelnen) und Sozialethik (Gesellschaftsethik). Anschaulich verglich er die Wirtschaft eines Staates mit dem Wirtschaften innerhalb einer Familie, in der festgelegt werden müsse, wie viel des zur Verfügung stehenden Einkommens z. B. für Essen, für den Urlaub, für Rentenversicherung, für Rücklagen gebraucht werde. Bei jeglichen Ansprüchen an politisches und wirtschaftliches Handeln und an dessen Ziele dürfe der Mensch jedoch nie mit einer Maschine verglichen werden. Knallharte Fragen zu stellen hatte  Moderator Dario Pizzano angeregt. Dieser Aufforderung kamen die Besucher nur zu gern nach.

Christine Bose

Bildtexte:

EIC-Forum 015
Gast aus Paderborn: Prof. Dr. Peter Schallenberg.

Fotos: Christine Bose

Montag, 2. Mai 2011

Kreuzwege im Bistum Erfurt- Weltkirche








 

Unsere Erfahrung von Kirche zeigt meistens den Abstieg. Wir stolpern über kleinere Zahlen, weniger Personal, menschliche Schuld, drohende Bedeutungslosigkeit.


Aber katholisch bedeutet allumfassend, über die ganze Erde verbreitet. So ist die katholische Kirche immer auch Weltkirche. Es lohnt sich stets, diese große Vielfalt in den Blick zu nehmen, so unsere Einheit in der Vielfalt zu entdecken.

So unterschiedlich die Ausgestaltung von Kirche auch sein mag, das was uns verbindet, ist immer derselbe: Jesus Christus! Seine befreiende Botschaft gilt allen Menschen und Kulturen, denn das Evangelium ist an keine bestehende Kultur, an keine Struktur oder an ein bestehendes Gesellschaftssystem gebunden. Die Botschaft vom Reich Gottes mit dem Ziel des Lebens in Fülle für alle Menschen stellt für uns Christen angesichts des vielfachen Elends und der wachsenden Kluft zwischen Armen und Reichen in dieser Welt eine große Herausforderung dar. 

Vieles können wir oft nur sprachlos ertragen und im Gebet vor Gott hinhalten. Gleichzeitig ist die Lebensfreude der Glaubensgeschwister in der Weltkirche trotz aller Bedrängnis, ein echtes Zeichen für die Hoffnung unseres eigenen Glaubens und kann so einiges von eigenen Sorgen relativieren. So beinhaltet der weltkirchliche Blick immer die Möglichkeit unseren eigenen Horizont zu erweitern,  voneinander zu lernen, sich zu solidarisieren in Gebet und Tat, den Glauben neu zu entdecken und so im Licht des Evangeliums dem vielen Leid in dieser Welt ohne Resignation zu begegnen.

V: Jeden Tag, Herr, ruf ich zu dir;
A: ich strecke nach dir meine Hände aus.
V: Wirst du an den Toten Wunder tun,
A: werden Schatten aufstehen, um dich zu preisen?
V: Werden deine Wunder in der Finsternis bekannt,
A: deine Gerechtigkeit im Land des Vergessens?

Herr Jesus Christus, siehe auf die Not deiner Kirche an vielen Orten der Erde. Nimm unser Gebet für unsere Brüder und Schwestern an und erbarme dich.

missio Diözesanreferent


" Die erste Heilige Schrift der Christen"

Großes Interesse im Eichsfeldforum für die „Septuaginta“

Heiligenstadt. „Miteinander Gemeinschaft haben und etwas lernen“, umriss Dario Pizzano als Leiter des Eichsfeldforums am Donnerstag im Marcel-Callo-Haus das Anliegen des Vortragsabends und er schloss eine herzliche Einladung an, „mitzudenken und mitzudiskutieren“. Die Zuhörer nutzten dieses Angebot nach dem Vortrag von Felix Albrecht aus Göttingen ausgiebig.


Das Thema „Die erste Heilige Schrift der Christen“ war der Septuaginta gewidmet, der ältesten Übersetzung des Alten Testaments aus dem Hebräischen ins Griechische aus dem 3. Jahrhundert vor Christus. Nach der Legende sollen 70 Gelehrte daran gearbeitet haben; ebenfalls zur Legende gehört, dass sie 72 Tage lang auf einer Insel mit ihrer Übersetzungstätigkeit beschäftigt gewesen sein sollen. In Anlehnung an den lateinischen Namen für die Zahl 70 trägt das Werk den Namen „Septuaginta“. Während in der Alltagssprache von der ersten oder auch der ältesten Bibelübersetzung gesprochen wird, formulierte Felix Albrecht exakt, es handele sich um den ältesten für die Wissenschaftler erreichbaren Text. 

Der Diplom-Theologe ist nicht nur an der Theologischen Fakultät der Universität Göttingen tätig. Er forscht an der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen im Septuaginta-Unternehmen. 1908 wurde diese wissenschaftliche Forschungsstelle gegründet, mit dem Ziel, sich einem der bedeutendsten Werke der Weltliteratur zu widmen, es zu rekonstruieren, zu dokumentieren und eine kritische Edition herauszugeben. 

Weltweit sind Wissenschaftler daran beteiligt, wobei Göttingen als „Knotenpunkt“ gilt. Finanziert wird die Forschungstätigkeit, die frei ist und nicht an eine Konfession gebunden, vom Bund und vom Land Niedersachsen. Gespannt verfolgten die Teilnehmer des Forums Felix Albrechts Ausführungen zur Arbeit des Septuaginta-Unternehmens, hörten, dass er während seines Studiums ein Jahr lang in Rom, in der Vatikanischen Bibliothek, forschen durfte und im vergangenen Jahr zweimal zu Forschungszwecken zu Besuch in der griechischen Mönchsrepublik Athos weilte. 

Heute stünden, so der Gastredner, Wirtschaftlichkeit und Effizienzdenken im Vordergrund, jedoch im Hinblick auf die humanistische Bildung bereichere die wissenschaftliche Arbeit des Septuaginta-Unternehmens die Gesellschaft. Die Besucher nutzten die seltene Gelegenheit, ein weltberühmtes literarisches Werk aus nächster Nähe zu betrachten, das Felix Albrecht aus dem Besitz des Göttinger Instituts mitgebracht hatte: ein Faksimile des Codex Vaticanus aus dem Jahre 1999. In der Bibliothek des Vatikans befindet sich das Original, das Alte und Neue Testament in griechischer Sprache enthaltend. Das ebenfalls einsehbare, zusammen mit dem Faksimile erschienene Begleitbuch mit Erklärungen trägt die Unterschrift von Papst Johannes Paul II vom Dezember 1999. 

Dario Pizzano hatte an Felix Albrecht die Frage und Bitte gerichtet, seine Gedanken zu modernen Bibelbearbeitungen zu äußern. Die diplomatische Antwort, bezogen auf die Leser, die damit angesprochen werden sollen, nicht auf den wissenschaftlichen Anspruch: „Wenn es eine Möglichkeit ist, die Frohe Botschaft zu bringen, dann ist auch das der richtige Weg...“


Dipl. Journ. Christine Bose

Mittwoch, 23. März 2011

missio - Bildungsabend in Gotha "Religionsfreiheit weltweit"


Gotha. Ein volles Haus war das Ergebnis auf die Einladung der Katholischen Bonifatius Gemeinde in Gotha am Dienstag den 22.03.2011 zum Thema "Religionsfreiheit weltweit". Zu Gast an diesem Abend waren der neue missio Diözesanreferent des Bistums Erfurt, Dario Pizzano sowie  Reinhard Backes, freier Journalist aus Köln.

Dass es um die nahezu in allen Verfassungen verbürgten Menschenrechte nicht zum Besten steht, ist hinlänglich bekannt. Auffällig ist dabei, dass in Deutschland wie in zahlreichen anderen demokratischen Gesellschaften der bei Menschenrechtsverletzungen übliche Protest dann ausbleibt, wenn die Religionsfreiheit von Christen bedroht wird.



Mehr als zwei der sechs Milliarden Menschen, die auf der Welt leben, sind Christen, 1,2 Milliarden Muslime. Die Zahl der Hindus liegt bei 828 Millionen, die der Buddhisten bei 364. Der Glaube ist also eine Realität, auch wenn das in den westlichen Gesellschaften manche nicht sehen wollen oder gar ablehnen. Erst seit wenigen Jahren nimmt die breitere Öffentlichkeit wahr, dass Menschen wegen ihres Glaubens benachteiligt, verfolgt und getötet werden. Und in Deutschland wird erst seit einiger Zeit richtig zur Kenntnis genommen, dass vor allem Christen betroffen sind.(1)



Sehr eindrucksvoll und lebendig veranschaulichten beide Referenten die Situation der Christenverfolgungen und die Verletzungen der Religionsfreiheit weltweit. Insbesondere die anschliessende Diskussion lieferte viele Einsichten in die Komplexität der  Ursachen für Verletzungen von Religionsfreiheit und gab viel Stoff zum  Nachdenken. So betonte Pizzano, das die Aussage Jesu gegenüber seinen Jüngern:..."er sende sie wie Schafe unter die Wölfe" seit jeher zum christlichen Basisprogramm gehöre. "Wer seinen Glauben  heute wie damals ernsthaft lebte, ohne dabei Widerspruch zu ernten, bei dem stimme was nicht." Mit dieser augenzwinkernd provokanten Aussage unterstrich Backes die zuvor  gut nachvollziehbaren Erläuterungen Pizzanos.

Zudem betonten beide, das es nicht richtig sei, sich in Deutschland vor dem Islam oder anderen Religionen zu ängstigen, aber fundamental  und entscheidend für den Glaubensdialog mit anderen Religionen sei, seine eigenen Glaubensüberzeugungen zu kennen und diese ins Wort fassen zu können. " Wir müssen uns in Deutschland keine ängstlichen Gedanken um einen missionierenden Islam machen, sondern uns eher um eine  zu laue Christenheit sorgen," so zitierte Journalist Backes Kardinal Meissner. Es sei heute wichtiger denn je, ein  authentisches Zeugnis für seinen Glauben im Alltag abzulegen. Pizzano verwies dabei auf den Senegal, das kommende Partnerland von missio in Aachen zum diesjährigen Weltmissionssonntag, in dem es ein erstaunlich positives Miteinander der Religionen gebe. Dort werde ein "Dialog des Lebens" praktiziert in dem man sich untereinander respektiere, sich kenne und gegenseitig besuche. Ein spannender Abend mit vielen wertvollen Informationen aus der Weltkirche in Gotha.

Th. Lendert, Gotha
fr. Journalist

(1) Quelle Zeitzeichen

Sonntag, 27. Februar 2011

„Menschen vom Rand gehören in die Mitte“ - Eichsfeldforum diskutierte zum Thema „Experten für das Leben“


Heiligenstadt. Es wurde konkret und ging richtig zur Sache. Der „spannenden Theorie“, so Dario Pizzano als Gastgeber des Eichsfeldforums, folgte am Donnerstag, 24. Februar im Marcel-Callo-Haus die Praxis und die war nicht weniger spannend.Zur Begrüßung hatte er an den Januar-Vortrag von Professor Dr. Eberhard Tiefensee, Lehrstuhl für Philosophie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt, zum Thema 
Menschenwürde erinnert.

„Experten für das Leben“ war die abendliche Podiumsdiskussion im Februar überschrieben. Andrea Stützer, Geschäftsführerin der Katholischen Altenpflegeheime Eichsfeld gGmbH; Benno Pickel, Geschäftsführer der Raphaelsheim gGmbH, zu der die Eichsfelder Werkstätten gehören,  und Caritas-Direktor Bruno Heller aus Erfurt diskutierten auf der Grundlage eigener Erfahrungen darüber, wie unsere Gesellschaft mit behinderten und alten Menschen umgeht; wie jene mehr noch als bisher am Leben teilhaben können.

Caritas Direktor Heller
„Ist die Würde des Menschen (un)antastbar?!“ war in der Einladung formuliert worden. Immer wieder müsse es, das forderte Bruno Heller sehr treffend, Situationen geben, wo es in der Gesellschaft um stille Menschen laut werde. „Wenn es keine Lobby gibt, gilt es eine zu schaffen“, forderte der Geistliche. 

Selbstverständlich sei praktische Nächstenliebe des Einzelnen gefragt und unverzichtbar, doch sei es in Politik und Öffentlichkeit stets gern gesehen, wenn sich Vereine und Institutionen als Pannendienst der Gesellschaft betätigten. „Menschen vom Rand gehören in die Mitte!“ lautete seine Forderung und er fügte hinzu: „Wir haben lange in der Gesellschaft gemeint zu wissen, was Alten, Kranken, Behinderten gut tut.“ Es sei jedoch endlich die Frage an diese Menschen zu richten: „Was tut dir gut?“ Er hatte eine Antwort mitgebracht: „Das Wahrgenommenwerden!“ Die Gesellschaft „leiste sich“ junge, dynamische, arbeitsfähige Leute. Und anstatt auf die Lebenserfahrungen der Alten zurückzugreifen, würde gefragt: Was kosten uns die Pflege, ein Heimplatz, ein Tag im Krankenhaus?

Am Beispiel der Tagespflege machte Andrea Stützer in Wort und Bild mit dem Tagesablauf im Heiligenstädter Altenzentrum „Hospital zum hl. Geist“ bekannt. Ihre Erfahrung: Viele alte Menschen, die noch zu Hause leben, fühlen sich dort isoliert und kommen deshalb sehr gern. Dabei setzt das Haus z. B. auch erfolgreich auf Kontakte mit Schulkindern. 

Mit den einleitenden Worten, sie seien keine Bastelstuben, stellte Benno Pickel die verantwortungsvolle berufliche Arbeit behinderter Menschen in den Eichsfelder Werkstätten vor, die für große, namhafte Unternehmen tätig sind. Bewusst provozierte er mit Überlegungen darüber, wer denn nun eigentlich behindert sei. Hierzu ein Beispiel: „Wir haben uns immer im Griff. Sogar wenn wir uns freuen, tun wir das in Maßen und niemals laut.“ 

In der Diskussion wies eine Ordensschwester auf das schier Unmögliche hin, Demenzkranke in staatlich vorgegebenen Pflegeminuten zu betreuen. Den Angehörigen von Pflegeberufen bleibe immer weniger Zeit für  persönliche Zuwendung. Die einprägsamen Worte der Ordensfrau: 

„Der Mensch will nicht durch die Hand sondern an der Hand eines anderen Menschen sterben.“

Dipl. Journ. Christine Bose

Dienstag, 15. Februar 2011

Wie tickt der Vatikan? Pater Eberhard von Gemmingen SJ kommt im Sommer in das Bistum Erfurt

Wie „tickt“ der Vatikan?  
 Vortrag von Pater Eberhard von Gemmingen SJ
 

Wir glauben alles über den Vatikan und den Papst zu wissen. Schließlich haben wir die Filme „Die Päpstin“ oder „Da Vinci-Code“ gesehen und die Bücher dazu gelesen. Manche werden sich auch an die Berichte in den Medien über die „Rehabilitierung“ eines, den Holocaust leugnenden Bischofs erinnern oder man denkt an die großen, im Fernsehen regelmäßig übertragenen Gottesdienste und Audienzen auf dem Petersplatz.

Gleichzeitig sind – auch innerhalb der katholischen Kirche – die Funktionsabläufe, Arbeitsweisen und Entscheidungsprozesse im Vatikan weitgehend unbekannt.

Zusätzlich erschweren die jeweils unterschiedlichen Blickwinkel, ob es um das Verhältnis zu anderen Religionen oder zu anderen Kirchen geht, ob es sich um Beziehungen zwischen Staaten oder um die Bedeutung päpstlicher bzw. vatikanischer Entscheidungen für die katholische Kirche handelt, die Verstehbarkeit von Strukturen in einem Spannungsfeld von Tradition und Moderne.

Wir werden die Fragenkomplexe nicht auflösen können, vielleicht gelingt es uns aber einen Blick hinter vatikanische Türen zu tun und Verständnis für Menschliches und Eigentümliches einer solchen Institution zu wecken.

verantwortliche Leitungen:

in Erfurt
Hubertus Staudacher
Katholisches Forum im Land Thüringen

in Heiligenstadt
Dario Pizzano
Bildungswerk im Bistum Erfurt- Region Eichsfeld

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Pater Eberhard von Gemminngen geb. 1936 in Bad Rappenau, trat nach dem Abitur in den Jesuitenorden ein. Zunächst absolvierte er ein dreijähriges Philosophiestudium, anschließend studierte er in München, Innsbruck und Tübingen Katholische Theologie. 1968 wurde er in München zum Priester geweiht, 1980 wurde er Kirchlicher Beauftragter beim ZDF. 1982 Wechsel zu Radio Vatikan. Pater von Gemmingen begleitet nach wie vor das Deutsche Fernsehen als Ko-Moderator, wenn es um vatikanische Ereignisse geht.Nach der Wahl Kardinal Ratzingers zum Papst führte er das erste persönliche Interview mit dem neuen Papst. Pater von Gemmingen hat in Tübingen studiert, als Ratzinger dort Professor war.

Montag, 14. Februar 2011

Angebot für ein Intensivpraktikum im Bereich Weltkirche


Kampagne zum Monat der Weltmission vom 25. September bis 24. Oktober 2011

Zur Durchführung der Kampagne zum Monat der Weltmission mit dem Fokus „Kirche im Senegal“ sucht missio Aachen Praktikantinnen und Praktikanten für die Betreuung der Gäste aus dem Senegal. 

Ihre Aufgabe umfasst die Begleitung der Gäste zu den verschiedenen Veranstaltungen sowie schwerpunktmäßig Übersetzungstätigkeiten bei diesen Veranstaltungen.

Anforderungen

• Flexibilität, interkulturelle Kompetenz, Belastbarkeit
• sehr gute französische Sprachkenntnisse (einschlägige Auslandserfahrung sehr vorteilhaft)
• engagierte christliche Grundeinstellung und aktive Gemeindeerfahrung

Am 21./22. Juli 2011 findet ein verpflichtendes Einführungsseminar für alle Praktikantinnen und Praktikanten statt.

Die Teilnahme an der bundesweiten Eröffnung der Kampagne in Hamburg sowie am Einführungsseminar der Gäste in Aachen ist ebenfalls verpflichtend. 

Kosten für Reise, Unterkunft und Verpflegung werden 
übernommen. Sie erhalten ein Praktikumentgelt 
von € 25,00 pro Tag.

Auch wenn Sie nicht für den gesamten Zeitraum zur Verfügung stehen können, freuen wir uns auf Ihre Bewerbung. 
Bewerbungen bis 31. März 2011 an:
 



Frau Hilde Wilhelm
Goethestr. 43
52064 Aachen
Tel.: 0241/7507-263
Fax: 0241/7507-379
h.wilhelm@missio.de

Donnerstag, 10. Februar 2011

Podiumdiskussion "Menschenwürde- alte und behinderte Menschen: Experten für das Leben?"

Menschenwürde - dieses Wort trägt zweieinhalbtausend Jahre Philosophiegeschichte in sich. Ist die Würde des Menschen (un) antastbar?! Diese Frage stellt sich heute besonders im Zusammenhang mit PID und aktiver Sterbehilfe. 

Wie gehen wir mit behinderten und alten Menschen in unserer Gesellschaft um? Wie können wir sie mehr am Leben teilhaben lassen?

Im Podium berichten:


Hr. Pickel, Leiter des Raphaelsheim Heiligenstadt, Caritasdirektor Hr. Bruno Heller, Frau Andrea Stützer, Kath. Altenheime im Eichsfeld 

Moderation: Dario Pizzano

Mittwoch, 9. Februar 2011

Die moderne Theologie oder die Geschichte vom Hans im Glück...

...aus aktuellem Anlass...

Die Frage, was eigentlich Inhalt und Sinn christlichen Glaubens sei, ist heute von einem Nebel der Ungewissheit umgeben wie kaum irgendwann zuvor in der Geschichte. Wer die theologische Bewegung des letzten Jahrzehnts beobachtet hat und nicht zu jenen Gedankenlosen gehört, die das Neue unbesehen jederzeit auch schon für das Bessere halten, könnte sich wohl dabei an die alte Geschichte vom ‚Hans im Glück’ erinnert fühlen: Den Goldklumpen, der ihm mühsam und schwer war, vertauschte er der Reihe nach, um es bequemer zu haben, für ein Pferd, für eine Kuh, für eine Gans, für einen Schleifstein, den er endlich ins Wasser warf, ohne noch viel zu verlieren – im Gegenteil: Was er nun eintauschte, war die köstliche Gabe völliger Freiheit, wie er meinte. Wie lang seine Trunkenheit währte, wie finster der Augenblick des Erwachens aus der Geschichte seiner vermeinten Befreiung war, das auszudenken überlässt jene Geschichte, wie man weiß, der Fantasie des Lesers.

Dem besorgten Christen von heute aber drängen sich nicht selten Fragen wie diese auf: Hat unser Theologie in den letzten Jahren sich nicht vielfach auf denselben Weg begeben? Hat sie nicht den Anspruch des Glaubens, den man allzu drückend empfand, stufenweise herunterinterpretiert, immer nur so wenig, das nichts Wichtiges verloren schien, und doch immer so viel, das man bald darauf den nächsten Schritt wagen konnte? Und wird der arme Hans, der Christ, der vertrauensvoll ich von Tausch zu Tausch, von Interpretation zu Interpretation führen ließ, nicht wirklich bald statt des Goldes, mit dem er begann, nur noch einen Schleifstein in den Händen halten, den wegzuwerfen man ihm getrost zuraten darf?


Gewiss solche Fragen sind ungerecht, wenn sie allzu global gestellt werden. Denn man kann nun mal nicht behaupten ‚die moderne Theologie’ überhaupt sei einen solchen Weg gegangen. Eben sowenig wird man aber leugnen können, dass eine weit verbreitete Stimmung einen Trend unterstützt, der in der Tat vom Gold zum Schleifstein führt. Ihm kann man freilich nicht entgegenwirken durch ein bloßes Beharren auf dem Edelmetall fester Formeln der Vergangenheit, das dann doch auch nur ein Metallklumpen bleibt: eine Last, statt kraft seines Wertes die Möglichkeit wahrer Freiheit zu gewähren. Wir müssen neu bedenken und helfen, den Glauben als Ermöglichung wahren Menschseins in unsere heutige Welt neu zu verstehen, ihn auslegen, ohne ihn umzumünzen in ein Gerede, das nur mühsam eine völlige geistige Leere verdeckt.

aus "Einführung ins Christentum"

Dienstag, 8. Februar 2011

Der Grund aller Theologie

Der Grund aller Theologie

„Der Theologe darf nicht vergessen, dass er auch jener ist, der mit Gott spricht. Es ist somit unverzichtbar, die Theologie eng mit dem persönlichen und gemeinschaftlichen und dabei besonders mit dem liturgischen Gebet verbunden zu halten. Die Theologie ist ‚scientia fidei’, und das Gebet nährt den Glauben. In der Einheit mit Gott verkostet man in gewisser Weise das Geheimnis, es kommt nahe, und diese Nähe ist Licht für die Intelligenz“

Benedikt XVI

Mittwoch, 2. Februar 2011

Papst Benedikt XVI. - Ein faszinierender Theologe, Kirchenlehrer und Glaubenszeuge kommt im September 2011 in das Bistum Erfurt


Foto:dpa
Papst Benedikt XVI. - Ein faszinierender Theologe, Kirchenlehrer und Glaubenszeuge kommt im September 2011 in das Bistum Erfurt

Ab sofort an je einem Dienstag im Monat Lese- & Gesprächskreis im Marcel Callo Haus

Der deutsche Joseph Ratzinger, heute Papst Benedikt XVI. gilt als ein großer Intellektueller auf dem Stuhle Petri. Doch Benedikt XVI. ist mehr als nur ein Intellektueller, vor allem ist er ein authentischer Glaubenszeuge in der Nachfolge Jesu Christi. Das Wesentliche seines Denkens und seines Glaubenszeugnisses finden wir in den vielfältigen Themen und Fragen, welche er in den letzen Jahrzehnten in seinen zahlreichen Buchveröffentlichungen, Enzykliken und Predigten behandelt hat.

Wie lässt sich die Botschaft des Christentums in rechter Weise aufnehmen, bewahren und vermitteln? Wer hilft uns menschlicher leben? Wie kann man heute Christ sein? Was bedeutet das überhaupt -Christ sein? Wie kann der Mensch wirklich frei werden und in der Wahrheit und wahren Freude leben? Worin liegt der Kern christlichen Glaubens? Das sind die Fragen, die Joseph Ratzinger, der heutige Papst Zeit seines Lebens bedenkt und wach hält.

Herzlich laden wir alle Interessierten an den folgenden Terminen 
01.03.2011;  12.04.2011;  03.05.2011;  07.06.2011 und 05.07.2011 

jeweils um 19.30h


in das Marcel Callo Haus ein, in Vorbereitung auf den Papstbesuch im September 2011 Papsttexte untereinander zu lesen und zu diskutieren.

Leitung :  Dr.Annegret Beck           Dario Pizzano              
                Marcel Callo Haus    &   Bildungswerk Erfurt    


Dienstag, 18. Januar 2011

Der Mensch als Maß aller Dinge?

Der Mensch als Maß aller Dinge?

Professor Dr. Eberhard Tiefensee gab viele Denkanstöße mit auf den Weg


Heiligenstadt. „Ich werde Sie mit vielen Fragen nach Hause schicken.“ Professor Dr. Eberhard Tiefensee, Lehrstuhl für Philosophie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt, verblüffte zwar zu Beginn seines Vortrages am Donnerstag im Marcel-Callo-Haus mit dieser Ankündigung, doch gab er zugleich Denkanstöße mit auf den Weg. Dass er sehr viele des Nachdenkens werte Impulse gegeben hatte, bewies nicht zuletzt die umfangreiche Diskussion.


Sein Vortrag „Der Mensch – Maß aller Dinge?“, versehen mit einem provozierenden Fragezeichen, eröffnete die Angebotsreihe 2011 im sehr gut besuchten Eichsfeldforum. Atheistisches werde vermutet, so der Gast, angesichts der These des griechischen Sophisten (Gelehrter vor Sokrates) Protagoras (5. Jh. v. Chr.) und seitdem würden die Philosophen über diesen als „Homo-mensura-Satz“ bekannten Ausspruch streiten. Der steht im Original ohne Fragezeichen und lautet vollständig „Aller Dinge Maß ist der Mensch, der seienden, wie sie sind, der nichtseienden, wie sie nicht sind.“

Seinen Vortrag charakterisierte Professor Tiefensee treffend als einen Versuch, eine Schneise in einen Dschungel zu schlagen, aus einem Wald herauszukommen auf eine Lichtung. Die Herrlichkeit des Menschen gäbe es ebenso wie es Auschwitz gegeben habe, wo Juden nicht wie Menschen, sondern wie Ungeziefer behandelt wurden. Um Menschenwürde ging es an diesem bemerkenswerten Abend, um Menschenrechte,um die Menschenrechtsdeklaration der Vereinten Nationen,verfasst noch unter dem Eindruck des zu Ende gegangenen 2. Weltkrieges.

Jeder einzelne Fakt der Darlegungen barg allein schon so viel Potential, um ihm ein eigenes Thema zu widmen: Geht es bei diesem Zitat um den Einzelnen, um eine Gruppe oder die gesamte Menschheit? Ist die Realität tatsächlich so, dass der Mensch Maß aller Dinge ist bzw. sei oder soll sie so sein? Befassen wir uns mit der Frage vorrangig auf einer medizinischen, pädagogischen, politischen oder religiösen Ebene? Gelten Begriffe wie Würde und Rechte auch für Tiere, ja für die gesamte Schöpfung? Sind Embryonen schon und sind Tote noch Menschen, deren Würde zu wahren ist, bei Verstorbenen z. B. im Zusammenhang mit einer  Organentnahme? Sind befruchtete Eizellen in der Petrischale menschliches Leben? Und schließlich die entsetzte Frage, die so oft gestellt wird angesichts von Sexualstraftätern oder Massenmördern: „Sind das noch Menschen?“

Bereits im Jahre 1929 habe Bertolt Brecht in seinem „Badener Lehrstück“ formuliert, es wisse seit langer Zeit niemand mehr, was ein Mensch ist. Als Moderator unterstrich Dario Pizzano abschließend noch einmal, was der Referent zum Ausdruck gebracht hatte: Die philosophischen Fragen seien heute viel größer als sie früher waren. Während seines äußerst anspruchsvollen, aber ebenso anschaulichen Vortrages hatte Professor Dr. Tiefensee mehrmals den deutschen Philosophen der Aufklärung Immanuel Kant (1724-1804) zitiert. Am Ende stand dessen Maxime: „Handle so, daß du die Menschen, sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden andern, jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchest.“

Dipl.Journ.Christine Bose