„Da öffnet sich der Himmel“Autorin Marie-Sophie Lobkowicz leitet den Malteser-Kinderzug nach Lourdes
Heiligenstadt. Eine junge Frau ist fest davon überzeugt: „Wenn an einem Ort Millionen Menschen beten, öffnet sich der Himmel.“ Marie-Sophie Lobkowicz, Bestseller-Autorin aus München, 30 Jahre alt, war Neunzehn, als sie zum ersten Mal als „Frischling“ – so heißen die Neuen in der Betreuergruppe – im Kinderzug der Malteser von Ulm nach Lourdes fuhr.
40 Heimkinder ohne Familienanschluss, mit geistigen und/oder körperlichen Behinderungen reisen alljährlich über Pfingsten mit dem Zug für insgesamt eine Woche in den südfranzösischen Wallfahrtsort. Der vor 25 Jahren erstmals auf die Reise geschickte Kinderzug der Malteser rollt dank der Spendenbereitschaft vieler Menschen. Begleitet werden die Mädchen und Jungen von 60 bis 70 Betreuern im Alter von 18 bis 35 Jahren, an ihrer Seite Ärzte und Priester. Die jungen Leute unternehmen diese besondere Reise in der Freizeit und auf eigene Kosten. Sie sind katholisch, evangelisch oder nicht konfessionell gebunden. Viele hatten zuvor weder beruflich noch privat Kontakte zu Kindern mit Behinderungen, die, soweit sie in der Lage sind, sich selbst auszudrücken, gar nicht als krank bezeichnet werden wollen.
Schon mehrmals war Marie-Sophie von Ulm und Lourdes unterwegs, inzwischen als Leiterin des Zuges – eine große, verantwortungsvolle Aufgabe, die sie sich zunächst gar nicht zugetraut hatte. Von Herzen froh ist sie darüber, nicht selbst darüber entscheiden zu müssen, welche Kinder diesmal mitfahren, denn: „Am liebsten würde ich alle mitnehmen.“
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| "Es fühlt sich an wie Gott"Präsenz Verlag |
„Es fühlt sich an wie Gott“ heißt ihr Buch, in dem sie eine Lourdes-Woche einschließlich Zugfahrt schildert. Diese Feststellung trifft ein kleiner Junge, ein richtiger Wirbelwind, als er im Wasser der heiligen Quelle badet. „Wir alle springen im übertragenen Sinne selbst ins kalte Wasser, wenn wir uns mit den Kindern auf den Weg machen“, unterstrich die Schriftstellerin am Donnerstag im Marcel-Callo-Haus während ihrer Lesung, der sich ein sehr angeregter Dialog anschloss.
Die Zuhörer hatten jede Menge Fragen, bedankten sich dafür, dass ein solches Thema literarisch aufgegriffen wurde und berichteten sogar von eigenen Lourdes-Erfahrungen. In die Zukunft blickend bemerkte Dario Pizzano als Verantwortlicher für das Eichsfeldforum, es wäre doch wunderbar, könnte einmal eine junge Frau oder ein junger Mann aus dem Eichsfeld von eigenen Kinderzug-Erfahrungen berichten. Marie-Sophies Bericht vermittelte eine Vorstellung von der 24-Stunden-Zugfahrt – nicht etwa in Luxuswaggons, sondern unter primitiven Bedingungen. Es dauert so lange, weil der Zug unterwegs abgekoppelt wird und nach einer Wartezeit weiter fährt. Allein die Vorstellung der realen Situation ging schon beim Zuhörern unter die Haut. Kinder, die nicht laufen können, neben hyperaktiven Kinder, viel zu kleine Wickeltische, enge Toiletten und winzige Waschbecken, mittendrin Tatjana mit ihrem Schützling Kira, dem blinden, fast gehörlosen Mädchen, dessen Hände sich spastisch zu Fäusten verkrampfen und das nur auf Berührungen reagiert.

Am Schluss verstanden die Zuhörer das nahezu Unbegreifliche, als die Autorin betonte: „Dabei sein zu können ist für die Betreuer kein Opfer, es ist ein Geschenk.“
Dipl. Journal. Christine Bose
