UZ: Premiere des ungewöhnlichen Buches „eXzess – Meine zwei Leben“
Heiligenstadt. Nein, abrechnen will der Autor nicht. Nicht mit seiner Vergangenheit, nicht mit Menschen, deren Wege er heute verlassen hat. Er ist kein „kleiner Franziskus vom Eichsfeld“, wie er von ehemaligen „Freunden“ mit ironischem Unterton bezeichnet wird. Und er erwartet auch nicht, dass ihm nun jeder auf die Schulter klopft und bekräftigt: „Dario, wir glauben Dir.“ Zu diesen Verneinungen steht der Autor Dario Pizzano. Er hat mit einem Theologiestudium begonnen; ist seit September 2009 als Regionalbeauftragter des Katholischen Bildungswerkes Erfurt für die Region Eichsfeld im Heiligenstädter Marcel-Callo-Haus tätig.
Sein im Frühjahr 2010 im Pattloch Verlag München erschienene Buch „eXzess – Meine zwei Leben“ schlug ein wie der sprichwörtliche Blitz. Der größte Saal des Jugend- und Erwachsenenbildungshauses reichte am Freitag, 23. April gerade noch so aus, den Menschen aus drei Generationen Platz zu bieten, die zur Buchpremiere gekommen waren. Zusätzliche Stühle wurden gebracht, die Teilnehmerzahl näherte sich der Zweihundert. Besucher, so Diakon Johann Freitag als einfühlsamer Moderator des Abends, die regelmäßig willkommen geheißen werden, andere, die ab und zu mal reinschauen oder jene, die eigens von weiter her angereist waren. Verlagsleiter und Herausgeber Bernhard Meuser aus München und Freunde Darios aus Augsburg kennen Lesungen mit einer überschaubaren Besucherzahl, beginnend im einstelligen Bereich. Was also ließ die Besucher zur Buchvorstellung strömen?
Sein im Frühjahr 2010 im Pattloch Verlag München erschienene Buch „eXzess – Meine zwei Leben“ schlug ein wie der sprichwörtliche Blitz. Der größte Saal des Jugend- und Erwachsenenbildungshauses reichte am Freitag, 23. April gerade noch so aus, den Menschen aus drei Generationen Platz zu bieten, die zur Buchpremiere gekommen waren. Zusätzliche Stühle wurden gebracht, die Teilnehmerzahl näherte sich der Zweihundert. Besucher, so Diakon Johann Freitag als einfühlsamer Moderator des Abends, die regelmäßig willkommen geheißen werden, andere, die ab und zu mal reinschauen oder jene, die eigens von weiter her angereist waren. Verlagsleiter und Herausgeber Bernhard Meuser aus München und Freunde Darios aus Augsburg kennen Lesungen mit einer überschaubaren Besucherzahl, beginnend im einstelligen Bereich. Was also ließ die Besucher zur Buchvorstellung strömen?
„Eine Wahnsinnsgeschichte“ steht auf dem Schutzumschlag zu lesen. Und das ist wirklich so. Doch wie kann jemand, geboren 1974, ein Buch über sein Leben, nein sogar über seine zwei Leben schreiben? Ist das nicht erst nach etlichen Lebensjahrzehnten sinnvoll? Nein.
Da schreibt ein Mensch, der innerlich völlig zerrissen und ausgebrannt war, den Vorhof zur Hölle bereits zu seinem festen Wohnsitz bestimmt hatte. Er schreibt ehrlich, ohne Schuldzuweisungen für andere. Bereitwillig und schonungslos lässt er die Leser teilhaben an seinem Achterbahn-Leben, das er eineinhalb Jahrzehnte lang lebte mit einer selbstgewählten Maske vorm Gesicht. Dario Pizzano, der erfolgreiche Musik- und Event-Manager, war der Strahlemann, der Macher, der ständige Gewinner, der Abenteurer und charmante Frauenverführer. Einer, der scheinbar auf der Sonnenseite des Lebens seinen angestammten Platz hatte, immer gut drauf war, dessen Erfolge wohl nie enden würden. Mehr und mehr rutscht er ab, in die Welt der Drogen, des Alkohols, kämpft gegen Einsamkeit, Krankheit, Depressionen. Seine Beziehungen zur Kirche: Taufe, später Kommunion. Nicht mehr und nicht weniger.
Am 28. November 2005 gegen 14:00 Uhr auf der Bundesstraße 27, in Niedersachsen, nicht sehr weit weg von Thüringen, vom Landkreis Eichsfeld, passiert dem Ausgeflippten etwas Unfassbares. Von der Wandlung des Saulus zum Paulus wird gesprochen oder geschrieben, vom Damaskuserlebnis, wenn eine solche Situation nur annähernd begreiflich gemacht werden soll. Dario Pizzano sagt dazu den schlichten Satz: „Ich bin gerade Gott begegnet.“ Sagt ihn und wird verstanden, weil Menschen ihn verstehen wollen. Niemand greift zum Telefon, damit der Durchgeknallte möglichst schnell in einer geschlossenen Anstalt verwahrt wird.
Im Buch, das in der Ich-Form geschrieben ist, gibt es Erinnerungen an jüngst Gewesenes, an Ereignisse in den Jahren 2005 bis 2009. Und es gibt Rückblenden, bis ins Jahr 1981. Sie alle gehen zu Herzen und unter die Haut. Die wunderbaren Musikdarbietungen von Mitgliedern der Eichsfelder Gruppe „diekenstiek“, Miriam Nentwich (Gesang) und Sven Tasch (Klavier) passten so recht zur Premiere eines ungewöhnlichen, lesenswerten Buches.